Vielfalt in Harburg

„Wir selbst müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen“

(Mahatma Gandhi)

Rathaus Harburg Integration

Gelebte Vielfalt in Harburg als Bereicherung, Chance und Herausforderung

51,1 % der im Bezirk Harburg lebenden Menschen hatte 2022 einen Migrationshintergrund. Der Anteil der unter 18jährigen mit ausländischen Wurzeln liegt im Stadtteil Harburg sogar bei 82 Prozent – ein Grund mehr diese Tatsachen mit hoher Priorität zu berücksichtigen, denn die Jugend ist unsere Zukunft!

Harburg ist ein bunter Bezirk. Die Vielfalt und Verschiedenheit der Menschen bietet uns ein großes Potenzial, das aber nur wirksam wird, wenn dem Integrationsgedanken ein „Wir-Konzept“ zugrunde liegt. Die besondere kulturelle Vielfalt betrachten wir als Bereicherung, Chance und Herausforderung. Natürlich ist hier dem Leben unterschiedlicher Traditionen, Religionen und Lebensauffassungen eine klare Grenze zu setzen. Diese Grenze bilden die Werte des Grundgesetzes, insbesondere die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger, die Achtung der Menschenwürde, das Demokratieprinzip, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie unsere gesamte Rechtsordnung. In diesem Sinne war auch die geplante Eröffnung eines islamischen Kaufhauses nur für muslimische Händler in Harburg für uns alle nicht hinnehmbar.

IntegrationskonferenzIntegration geht über das friedliche Nebeneinander von Einheimischen und Zugewanderten hinaus. Es handelt sich um einen zweiseitigen Prozess, der Offenheit, Toleranz und Dialog von allen erfordert. Integration bedeutet sich wechselseitig anzuerkennen und gemeinsam für die Gesellschaft Verantwortung zu tragen. Menschen mit Migrationshintergrund haben es im Schnitt noch immer deutlich schwerer, sich in unserer Gesellschaft zu behaupten. Integrationspolitik muss daher gezielt auf den Abbau struktureller Ungleichheit hinwirken. Dafür gilt es, chancengerechte Zugänge zu schaffen. Eine Schlüsselfunktion kommt hier dem Bildungs- und Ausbildungssystem zu. Insbesondere ist die Beherrschung der deutschen Sprache ein Schlüssel zur Bildung und damit zur Integration.

Das Harburger Integrationskonzept – Zusammenarbeit in Eigenverantwortung
Integrationskonzept
Die Arbeit im Bezirk Harburg basiert auf dem „Harburger Integrationskonzept – Zusammenarbeit in Eigenverantwortung“ (*.pdf).
Die Bezirksversammlung Harburg hat im November 2011 dem Konzept einstimmig zugestimmt. Vorausgegangen war eine längere Arbeitsphase von Vertretern der Verwaltung und der Fraktionen. Ich habe als Vertreter der GRÜNEN-Fraktion an der inhaltlichen und redaktionellen Arbeit aktiv mitgewirkt. Das mit 56 Seiten umfangreiche Papier formuliert als strategisches Konzept einen verbindlichen Rahmen für die Arbeit im Bezirk Harburg  und ich denke es ist  auch eine gute Basis für GRÜNE Integrationspolitik. Das Konzept verfügt über eine bezogene Sachanalyse, über ein Leitbild, konkrete Zielsetzungen und Handlungsfelder wie  Sprache, Bildung und Ausbildung, Berufliche Integration, Soziale Integration und Zusammenleben in Harburg. Unser Bezirk ist übrigens neben Altona der einzige Bezirk, der ein solches Papier entwickelt hat.

Ein wichtiges Ziel der Arbeit ist die aktive Teilhabe von möglichst vielen Harburger*innen mit Migrationshintergrund am politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Es ist – nicht zuletzt durch die engagierte und professionelle Arbeit der Bezirksverwaltung mit der Harburger Integrationsbeauftragten – gelungen, einen breiten Partizipationsprozess zu eröffnen und mit Leben zu füllen und durch Einwerben zusätzlicher Personalmittel eine gute Umsetzung zu gewährleisten. Zu nennen sind hier die Entwicklung bezirklicher Kommunikations- und Mitbestimmungsgremien wie das Vielfaltfest, die Integrationskonferenzen und insbesondere der Harburger Integrationsrat, der gerade mit hoher Wahlbeteiligung ein drittes Mal gewählt wurde und bisher eine sehr erfolgreiche Arbeit geleistet hat. https://www.harburger-integrationsrat.de

Harburger Leitbild – Zusammenleben in Vielfalt:„Harburger: Leitbild: Zusammenleben in Vielfalt“
Das Integrationskonzept soll regelmäßig fortgeschrieben und an aktuelle Entwicklungen angepasst werden. Die zunehmende Anzahl von Asylbewerbern und Flüchtlingen, die nach Hamburg kommt, erfordert auch für unseren Bezirk klare Rahmensetzungen, Ziele und Maßnahmen. Hier muss es auch darum gehen, diese Konzepte zu kommunizieren und Akzeptanz zu erreichen und nicht von Fall zu Fall zum Spielball einzelner Problemlagen zu werden.

Entscheidend ist auch, dass diese Konzepte gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Vertretungen entwickelt und gestaltet werden. In diesem Sinne wurde 2016 in einem einjährigen partizipativen Prozess das „Harburger: Leitbild: Zusammenleben in Vielfalt“ entwickelt, das Ziele, Leitlinien und Handlungsempfehlungen für die Arbeit in Harburg herausarbeitetet. Ich habe gerne an der Entwicklung dieses Leitbildes mitgearbeitet.

Ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen im Bezirk Harburg vernetzen und stärken: Die Zahl derjenigen, die nach Deutschland kommen und hier Schutz suchen, nimmt seit mehreren Jahren stark zu. Einwanderung muss gestaltet werden, es braucht Angebote und aktive Mitarbeit, Flüchtlinge brauchen nachbarschaftliche Unterstützung und persönliche Hilfe. Dazu gehörten neben materiellen Hilfen Willkommensfeste, Begrüßungsteams, Unterstützung bei alltäglichen Fragen, Integrationslotsen sowie Aufklärung darüber, „wie unsere Kultur tickt“. Wir haben auch und gerade im Bezirk Harburg eine große und zunehmende Bereitschaft in der Bevölkerung, Flüchtlinge in Not aufzunehmen und zu unterstützen. Diese positive Grundhaltung der Hilfsbereitschaft und Solidarität muss unbedingt erhalten und gefördert werden. Flüchtlingszuströme werden uns sicher noch lange Jahre beschäftigen – die Entwicklung einer spezifischen Harburger Willkommenskultur durch starke Beteiligung ehrenamtlicher Aktivitäten ist eine große Chance humanitärer und politischer Unterstützung von Flüchtlingen und kann auch unsere eigene Lebenskultur entscheidend bereichern. Gelebte und erlebte Solidarität sind das beste Mittel gegen diffuse irrationale Ängste, Ausgrenzungstendenzen und Ablehnung.

Die Initiative Gedenken in Harburg:Erinnern für die Zukunft Die Initiative stellt sich der Aufgabe, die Geschichte des Nationalsozialismus im Stadtteil bewusst zu machen.  Sie will aber nicht nur das geschehene Unrecht vorbehaltlos aufzeigen und der Harburger Opfer des NS-Regimes gedenken. Eine lebendige Erinnerungskultur schaut aber auch auf die Gegenwart und die Zukunft. Eine besondere Bedeutung haben hier die jährlichen Harburger Gedenktage, die ich seit 2017 aktiv unterstütze. Die Gedenktage im November erinnern an die Opfer und die Verfolgten des Nationalsozialismus in Harburg und richten gleichzeitig den Fokus auf die Gegenwart und die Zukunft.

Es geht darum, Gegenwärtiges mit Erinnerungen abzugleichen, denn Extremismus, Diskriminierung und Verfolgung, Flucht, Vertreibung und Krieg, sind auch heute aktuelle Themen, die uns zum demokratischen Handeln herausfordern.

Zeitzeug*innen lassen Geschichte lebendig werden: Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Begegnung mit Zeitzeug*innen der Nazidiktatur und des Holocausts. Gerade als ehemaliger Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasium blicke ich hier auf viele sehr wertvolle und berührende Erfahrungen mit eindringlicher Wirkung auf die junge Generation zurück, die ich nicht missen möchte.

In diesem Zusammenhang ist auch 2007 ein kleines Buch, als Projekt eines Schülerunternehmens entstanden. Es enthält viele wichtige Beiträge von Zeitzeug*innen. u a. einen Beitrag von Batsheva Dagan. Als Zeitzeugin des Holocaust durfte ich sie 2008 am Alexander-von-Humboldt Gymnasium persönlich erleben. „Fragt heute, denn heute gibt es noch Zeugen (…) morgen wird es nur Literatur sein“, fordert sie uns alle in ihrem Gedicht auf „An die, die zögern zu fragen“.

Die Holocaust-Überlebende Batsheva Dagan ist am 25. Januar 2024 im Alter von 98 Jahren verstorben, fast am 29. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Ausschwitz durch die Rote Armee. Ihre Worte bleiben uns als Vermächtnis für unser Handeln gegen Rechtsradikalismus, Judenfeindlichkeit und Unterdrückung.