Fracking

Aktion zum Fracking zur Bundestagswahl 2013Unsere Energieprobleme können nicht durch Risikotechnologien gelöst werden

Fracking: Nachhaltiges Denken und Handeln geht anders…
In Deutschland werden zur Zeit zahlreiche Erlaubnisse zur Aufsuchung sogenannter unkonventioneller Erdgas- und Erdölvorkommen vergeben. Um das im Gestein gebundene Erdgas zu fördern, wird das Verfahren des Hydraulic Fracturing („Fracking“) angewandt.  Hierzu wird eine mit Chemikalien versetzte Flüssigkeit mit hohem Druck in die Tiefe gepresst, um künstliche Risse zu erzeugen und so das gastragende Gestein aufzubrechen.

Die relativ alte Technik, geht auf die 1940er Jahre zurück; sie wurde erstmals 1949 kommerziell angewendet; ein Fracking-Boom entwickelt sich aber erst mit einer zunehmender Erhöhung der Öl- und Gaspreise insbesondere in den USA. „ Das Öl geht aus, die Welt wird immer wärmer – die Welt braucht eine Energierevolution“, mahnte die Internationale Energieagentur IEA bereits 2008 (1). Doch damit kann sie wohl kaum das Fracking gemeint haben. Technisch  wird es immer aufwändiger Erdöl und Erdgas zu fördern. Die Ãœberschreitung von peak oil führt aber nicht zu einer deutlichen Veränderung der Denkstrategien hin zu einer Energiewende durch zukunftsfähige regenerative Energiequellen. Man ist weiterhin  in klassischen und längst abgewirtschafteten Mustern  verhaftet, mit denen man bisher ökonomisch erfolgreich war. Die Folge ist  ein uferloser Extraktivismus (2) bei der Ausbeutung unzugänglicher Energiequellen durch die Anwendung von  Risikotechnologien .

So wird in der Provinz Alberta in Kanada unter hohem Energieeinsatz aus Teersand, der unter den Wäldern liegt, Erdöl gewonnnen. Nachteile dieser Technologie, wie hoher Kohlendioxidausstoß, Rodung riesiger Urwaldgebiete und die Entstehung von Millionen Tonnen Giftschlamm, der mit Wasser verdünnt in natürliche Senken gepumpt wird, lassen hier die Umwelt auf der Strecke bleiben.

Auch Fracking ist mit vielen negativen Auswirkungen und Risiken für Umwelt und Mensch verbunden, deren Folgen zur Zeit nicht abzuschätzen sind. Eine Veränderung des Wasser-haushaltes, die Verunreinigung des Trinkwassers durch  Chemikalien, ein Auslösung von Erdbewegungen bis hin zum Beben und eine hohe Lärm- und Luftbelastung  der Anwohnerinnen und Anwohner sind hier nur einige Folgen.

Stopp fracking: keine Gefahrstoffe in unser Trinkwasser…Banner Fracking
Das Hauptproblem ist die Veränderung des Wasserhaushaltes und damit eine unkontrollierte Trinkwassergefährdung.   174.000 Kubikmeter Flüssigkeit, die  pro Bohrung mit 6 horizontal abgelenkten Bohrsträngen  eingesetzt werden können, enthalten bis zu 3,5 Millionen Liter Chemikalien (3). Genaue Zusammensetzungen der Flüssigkeiten sind inzwischen teilweise bekannt. Die Firma ExxonMobil veröffentlich Inhaltsstoffe im Internet (4).  Es ist allerdings nicht ohne weiteres das brisante Gefahrstoffpotenzial von Bioziden oder Stoffen wie z. B. Tetramethylammoniumchlorid deutlich. Letzter Stoff hat die Charakteristika  T, Xi und N. Übersetzt heißt dieses: der Stoff ist giftig, es handelt sich um einen Reizstoff und er ist umweltgefährlich. Das Sicherheitsdatenblatt der Firma Roth stellt zum letzen Punkt fest „Nicht in Abwasser, Gewässer oder Erdreich gelangen lassen“. Dem ist nichts hinzuzufügen!

Fracking: keine ökonomische Erfolgsbilanz…
Auch mit der viel gepriesenen ökonomischen Erfolgsbilanz  ist es nicht weit her wie eine Studie von Energy Watch Group im März 2013 aufzeigt (5). Quellen, die durch Fracking ausgebeutet werden,  erreichen wesentlich schneller als konventionelle Quellen ihr Fördermaximum. Der  folgende Rückgang der Förderrate von ca. 30 Prozent pro Jahr, führt zu einem Teufelskreis: es müssten verstärkt neue Quellen erschlossen werden. Die Folgen sind steigende Kosten, niedrigere Fördermengen und nicht zuletzt  weitere Umweltbelastungen und -schäden.

 Transparenz und Bürgerbeteiligung bleiben auf der Strecke…
Nach 10 Jahren Fracking in den USA und zahlreichen vergifteten Trinkwasserbrunnen bringt die EPA (Environmental Protection Agency) nun endlich eine Untersuchung über die Gefahren für Wasserhaushalt und Trinkwasser auf den Weg.  Auch in Deutschland sieht das Bergrecht keinerlei Bürgerinformationen zum Fracking  für die Öffentlichkeit vor, es gibt kaum Rechte von Betroffenen, an Unterlagen heranzukommen – viele Unternehmen behandeln ihre Verfahren  und Methoden als Betriebsgeheimnis und dürfen das auch. Eine verpflichtende  Umweltverträglichkeitsprüfung  gibt es bisher nicht.  Der Forderung des Bundesrates, den Einsatz umweltgefährdender Substanzen beim Fracking solange komplett zu verbieten, bis die Risiken geklärt sind, begegnete die Bundesregierung mit einem nicht überzeugenden Gesetzesentwurf zur Änderung der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung bergbaulicher Vorhaben, kurz UVP-V Bergbau, sowie zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes. Das Gesetz sollte bereits am 10.4.2013 in das Bundeskabinett eingebracht werden. Das Thema wurde aber  – aufgrund von großen Protesten aus den eigenen Reihen – vorerst von der Tagesordnung gestrichen.

Expertendiskussion zum Thema FrackingAufsuchungsgenehmigung und Fracking in Hamburg – und wie geht es weiter?
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hat ExxonMobil in Dezember 2012 eine Aufsuchungsgenehmigung Vierlande erteilt, die auf den 31.12.2015 befristet ist. Sie betrifft eine Fläche von 150km2 und erlaubt eine Untersuchung und Neubewertung bereits vorhandener Daten und Materialien, um auf dieser Basis eventuell neue Eingriffe durch Bohrungen oder sogar Fracking  zu beantragen. Das Interesse von ExxonMobil ist nach eigener Aussage wirtschaftlicher Natur, da eine zunehmende Nachfrage nach Erdgas besteht.

Die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt  (BSU) hat in ihrer Stellungnahme drei Aspekte hervorgehoben, die gegen das Fracken im Aufsuchungsgebiet sprechen: Das Gebiet überschneidet sich mit Trinkwasserschutz- und insbesondere Trinkwassergewinnungsgebieten, es beinhaltet Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete und umfasst urbanes Siedlungsgebiet mit Industrienutzungen. Diese gewichtigen Gründe hatten jedoch keine Bedeutung bei der Bewertung und Entscheidung des Antrages, weil sie allein durch das Vorhaben der  Aufsuchung nicht tangiert werden.

Explorationsbohrungen und folgende Bohr- und Frackingvorhaben bedürfen eines Betriebsplanverfahrens, das genehmigt werden muss. Zulassungskriterien sind hier formale Kriterien des §55 des Bergrechtes (6), die der Betreiber sicher mühelos erfüllen wird.  Das Verfahren könnte also nur durch das in § 48,2 genannte entgegenstehende öffentliche Interesse   aufgehalten oder untersagt  werden.

Fracking ist eine Risikotechnologie zu der es keine gesicherten Erkenntnisse über die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt gibt. In diesem Sinne ist sie ein falscher und gefährlicher Weg zur Lösung unserer Energieprobleme die ich ablehne!

Quellen:
(1)http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/welt-energiebericht-iea-fordert-weltweite-energierevolution-a-590029.html
(2) Welzer, Harald: Selbstdenken, Frankfurt a. M., 2013
(3) http://www.ekd.de/agu/download/Akzente_20_Fracking.pdf; UBA (Hrsg.) Einschätzung der Schiefergasförderung in Deutschland, 2011
(4) http://www.erdgassuche-in-deutschland.de/technik/hydraulic_fracturing/fracmassnahmen.html
(5) http://www.energywatchgroup.org/
(6) http://www.gesetze-im-internet.de/bbergg/