Für den ehemaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sind Städte die Orte, an denen der Kampf für nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren wird. Auch Hamburg ist in mehrfacher Weise vom Klimawandel betroffen – darauf müssen sich auch die Bezirke einstellen. Klimaresilienz ist die Fähigkeit von sozialen und ökologischen Systemen, negative Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und sich von ihnen zu erholen.
Die Beziehung zwischen einer Emissionsänderung und der Reaktion des Klimasystems sind recht komplex, wobei manche Änderungen noch lange, nachdem die Emissionen eingestellt wurden, auftreten. Infolge der großen Trägheit der Ozeane und der langen Lebensdauer vieler Treibhausgase, vor allem von Kohlenstoffdioxid, wird ein Großteil der Erwärmung jahrhundertelang anhalten, nachdem der Ausstoß von Treibhausgasen gestoppt wurde. Gerade deshalb brauchen wir neben allen Anstrengungen zur Reduktion der Emissionswerte auch eine Entwicklung von Klimaresilienz, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Es geht um bezirkliche Transformationspfade, die wirksame Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel aufbauen und umsetzen.
Besonders in städtischen Gebieten ist eine Verstärkung klimawandelbedingter Einflüsse zu erwarten. Die Folgen sind häufigere Extremwetterlagen. Trockenere Sommer mit Hitzetagen nehmen zu. Belastend für die Gesundheit ist insbesondere auch die Zunahme von Tropennächten, in denen es nicht kälter als 20 Grad wird. In Herbst und Winter ist mit bis zu 40 Prozent mehr Niederschlägen und stärkeren Stürmen zu rechnen. Gewässer in der Stadt haben im Sommer einen erheblichen Kühleffekt. Stadtplaner können dies auch im Kleinen nachbilden, etwa durch die Anlage von Gewässern und Feuchtbiotopen und durch Spring- und Trinkwasserbrunnen. Wien reagiert auf die Hitzeperioden mit dem Projekt „Coole Straßen“ mit Wasserinstallationen wie etwa Sprühnebel in verschiedenen Bereichen der Stadt. Ferner sollten mehr Trinkwasserangebote im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen.
Dass Hamburg aufgrund seines Bevölkerungswachstums plant, jährlich 10.000 Wohnungen zu bauen und diese Wohneinheiten weitgehend im Rahmen von Innenverdichtungsprojekten entstehen sollen, verschärft die Gefahr von innerstädtischen Hitzeinseln sowie Überflutungen durch Starkregen.
Viele Folgen des Klimawandels lassen sich in Bestand und Neubau durch städtebauliche und bauliche Maßnahmen auffangen. Eine zentrale Rolle zur Milderung der Folgen spielt die Integration von Vegetation in Architektur und Städtebau. Eine Anpassungsmaßnahme ist die Nutzung von Dachbegrünungen und begrünten Fassaden, die eine Verbesserung des Mikroklimas und der Luftqualität, eine Minderung der Abflussspitzen bei Regenereignissen sowie eine Erhöhung der Biodiversität erwarten lassen.
Auch die Funktion der bestehenden Straßen mit ihrer Kanalisation kommt immer häufiger bei Starkregenereignissen an ihre Grenzen. Unter dem Thema „wassersensible Straßen“ wird es zunehmend um eine bessere Wasserdurchlässigkeit von Randstreifen und Parkbuchten, um Hinleitung von Wasser zu klimastabilen Bäumen und Schaffung von Retentions- und Versickerungsflächen an Straßen gehen. Die Gestaltung großer Flächen nach dem Schwammprinzip ist eine gute Möglichkeit, um den Wasserhaushalt zu steuern.
Um die Anfälligkeit von Mensch und Umwelt gegenüber dem Klimawandel zu verringern, müssen rechtzeitig Maßnahmen geplant und umgesetzt werden, wie sie auch das Baugesetzbuch für die Bauleitplanung fordert. Wichtig für den Erfolg von klimarelevanten Maßnahmen ist, dass sie systematisch mit den anderen dringlichen Aufgaben eines nachhaltigen Stadtumbaus mitgedacht und abgestimmt werden.“